Was würdest du tun?
So ist Sozialkompetenz kein Problem – durch das Training mit dem „People’s Theater“ an der Heinrich-Mann-Schule
„Schau mal, wie der sich im Sportunterricht auf die Nase gelegt hat. So ein Volltrottel! Zum Totlachen.“ Die so Angesprochene lacht mit über das Unglück eines anderen. „Ey, das Video stell‘ ich gleich in die Gruppe. Das müssen alle sehen!“ Immer noch lachende Zustimmung des Gegenübers. „Sag mal, warst du nicht mal mit dem befreundet? Schön blöd!“ – Ein Gong ertönt, die Schauspieler unterbrechen die Szene und geben den aufmerksamen Schülerinnen und Schülern, die im Halbkreis um sie herum sitzen, die Gelegenheit, sich in Ruhe mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen. So bietet das „People’s Theater“ jungen Menschen die Möglichkeit, sich alltäglichen Konfliktsituationen aus einer gewissen Distanz anzunähern, sie zu reflektieren und kritisch zu betrachten, um letztendlich Schlüsse für das eigene Verhalten in vergleichbaren Situationen zu ziehen. Natürlich im Sinne der Verbesserung ihrer Sozialkompetenz.
Seit fünf Jahren schon arbeitet die Gemeinnützige Organisation „People’s Theater“ aus Offenbach, die ihrerseits FSJlern und Studenten die Chance gibt, sich pädagogisch-schulend mit Kindern zu beschäftigen, erfolgreich mit der Heinrich-Mann-Schule zusammen. Auf Initiative des Präventionsrates der Schule wurde das Programm fest im 6. Jahrgang aller Schulzweige verankert, fünf Auftritte pro Klasse sind Standard, ständige Abstimmung und Austausch mit der Klassenlehrkraft ist ein fester Baustein. Für letztere bedeutet dies eine große Unterstützung bei ihrer täglichen pädagogischen Arbeit, bei der jegliche Hilfe willkommen ist. Schließlich bietet die Form des Schauspiels einen geschützten und spielerischen Rahmen für die Erprobung des Ernstfalls, der immer dem alltäglichen Leben der jungen Menschen entnommen ist. Sei es die Tendenz zum Cyber-Mobbing oder generell das Ausschließen oder Verspotten eines anderen, die Auswirkungen des Gruppenzwangs oder zwischenmenschliche Konflikte bei einer engen Projektarbeit. Denn dann kommt der Moment, in dem es heißt: „Was würdest du tun? Möchtest du das mal ausprobieren?!“ Und das Spiel geht weiter mit einem Schüler an der Stelle eines Schauspielers, der sich nun in der Konfliktsituation mit dem ihm vorschwebenden Verhalten ausprobieren kann. Im Anfangsszenario sah das dann folgendermaßen aus: „Ja, und ich bin immer noch mit ihm befreundet!“ – Schön blöd.“ – „Und ich finde es nicht richtig, dieses Video weiterzuverbreiten!“ – „Wie bist du denn drauf?! Wenn man sich so dämlich anstellt, muss man halt auch damit rechnen, dass sich das rumspricht.“ – „Glaubst du, der hat das mit Absicht gemacht? Wie würde es dir denn an seiner Stelle gehen?“ – „Hm, ja, du hast Recht…“ So konnte denn der Konflikt spielerisch abgewendet und geklärt werden, die Vorstellung hatte ihren Zweck erfüllt. „Um so aufzutreten, braucht man ein gutes Selbstbewusstsein“, schloss Schülerin Lilli die Gesprächsrunde. Und zu einem solchen wollen diese gelungenen Maßnahmen auch verhelfen.