HMS-Schüler unterwegs in Polen
Oberstufengruppe erlebt vielfältiges Programm und polnische Gastfreundschaft
Nachdem
sie bereits im vergangenen Jahr Besuch von einer polnischen
Schülergruppe des Lyceums II Radomsko erhalten hatten, flogen nun die 18
Heinrich-Mann-Schülerinnen und Schüler des diesjährigen
Polenaustauschs für eine Woche ins Nachbarland, wo ein umfangreiches
Programm auf sie wartete. Gemeinsam mit dem Organisator der Fahrt, Roman
Hüfner, dem mittlerweile pensionierten Gründer des seit nunmehr 15
Jahren bestehenden Schüleraustausches, Harald Knieriemen, und dem
Direktor der HMS, Hans Peter Löw, startete die Gruppe in ein kleines
Abenteuer, zumal unser östliches Nachbarland den meisten Teilnehmern bis
dato völlig unbekannt war.
Schulleiter Löw, der im Auftrag von Landrat Oliver Quilling die Grüße des Kreises an dessen polnisches Pendant Robert Zakrzewski überbrachte, resümiert: “Auch diese Fahrt nach Polen, die im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Kreisen Offenbach und Radomsko stattfand, ermöglichte den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern tiefe Einblicke in Kultur, Gesellschaft und Historie unserer Nachbarn und trug zudem zur Reflexion in Hinblick auf die eigene Identität bei.” Tatsächlich war mit dem dreitägigen Besuch der Schlesienmetropole Breslau ein Ziel gewählt worden, das wie kaum ein anderes einen Schnittpunkt zwischen der deutschen und der polnischen Kultur darstellt. Als europäische Kulturhauptstadt 2016 zeigten sich die Schüler von der prächtigen Altstadt mit dem berühmten Rathaus begeistert. Die moderne, zukunftsorientierte Stadt ist ein Magnet für Studenten, was sie bis in die Nacht hinein sehr lebendig erscheinen lässt. Dass die jugendlichen Teilnehmer die sehr späte Sperrstunde (6 Uhr morgens!) leider nicht erleben durften, lag wohl an der mahnenden Fürsorge der betreuenden Kollegen.
Einen zweiten Höhepunkt der
dankenswerterweise vom Kreis Offenbach und dem Deutsch-polnischen
Jugendwerk geförderten Austauschfahrt stellte Krakau dar, wo die Gruppe
für eine Nacht blieb. Dort erkundete sie unter fachkundiger Anleitung
die Altstadt mit dem Schloss Wawel, die Krönungskirche, das jüdische
Viertel Kasimierz und einige Drehorte des Filmes “Schindlers Liste”, der
im Vorfeld der Reise gemeinsam angeschaut worden war. “Neben dem
Kennenlernen des gesellschaftlichen Status Quo der postkommunistischen
Entwicklung Polens ist die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem
nationalsozialistischen Gräuel unter deutscher Herrschaft eines der
stärksten Motive für eine Bildungsreise nach Polen”, so Oberstudienrat
Hüfner mit Blick auf das Programm in Krakau und die Tags darauf folgende
Führung im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. “Es ist
erschreckend, was passiert, wenn perfekte Organisation und absolute
Grausamkeit zusammenkommen”, fasst Janis Wagner, einer der Jugendlichen,
seinen Eindruck von Auschwitz zusammen. Die Schülern Karina Glaum
ergänzt, dass eigentlich jeder Jugendliche einmal hier gewesen sein
sollte, um die Nazi-Ideologie und ihre scheußlichen Auswirkungen besser
verstehen zu können.
Es sind diese und andere persönlichen
Erfahrungsmöglichkeiten, die Harald Knieriemen auch im 16. Jahr der
Schulpartnerschaft noch motivieren, die Fahrten zu begleiten und ein
offenes Ohr für die Fragen der Jugendlichen zu haben. “Neben dem
touristischen Teil”, so seine Überzeugung, “dürfen die Übernachtungen in
den polnischen Gastfamilien nicht zu kurz kommen”. So waren die letzten
drei Tage der Fahrt für ein Programm in Radomsko reserviert, bei dem
die deutschen Schüler den Alltag ihrer polnischen Austauschpartner
hautnah erleben konnten. Familienleben, Schulbesuch, Unternehmungen mit
den überaus gastfreundlichen polnischen Familien all das sollte dazu
beitragen, Einblicke in die polnische Gesellschaft zu vertiefen und
nebenbei Freundschaften zu schließen.
Als nach einem gelungenen Abschlussgrillabend mit viel Musik und leckeren polnischen Spezialitäten, bei dem auch der anwesende Landrat auf die Bedeutung des deutsch-polnischen Jugendaustausches hingewiesen hatte, am Verabschiedungsmorgen die Frage aufkam, ob jetzt mit Tränen zu rechnen sei, meinte der polnische Jugendliche Jan Kowalczyk nur: “Nein, nein, wir sehen uns doch schon bald wieder…” Wenn es also wieder so sein sollte wie beim letzten Austausch vor zwei Jahren, als sich bereits in den darauffolgenden Sommerferien eine fünfköpfige Schülergruppe per Bus nach Polen aufmachte, um bei den neugewonnenen Freunden Urlaub zu machen, dann hätte auch diese Fahrt wieder ihr Maximalziel überschritten.