Heinrich-Mann-Schüler auf Studienfahrt in Polen
Eine Studienfahrt von hohem historischen und politischen Erkenntniswert durften dieser Tage 28 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe erleben. Durch die langjährigen Erfahrungen und Kontakte nach Polen waren die Organisatoren Roman Hüfner, Harald Knieriemen und Schulleiter Hans Peter Löw in die Lage versetzt worden, ein Fahrtkonzept zu entwickeln, das einerseits das Kennenlernen der Kultur und Geschichte Krakaus und Polens im Blick hatte, andererseits aber in besonderer Weise zur Auseinandersetzung mit den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte anregen sollte. So standen neben umfangreichen Führungen in der Altstadt und in der Burg Wawel sowie durch das Salzbergwerk Wieliczka Besuche im jüdischen Viertel Kazimierz, der neuen Synagoge und in Schindlers Fabrik an. In besonderer Weise zum Erkenntniswert der Fahrt trugen allerdings der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz und das Gespräch mit einer Zeitzeugin bei. Moritz Mengel, ein Teilnehmer der Fahrt spricht davon, dass insbesondere der Ausflug nach Auschwitz ihn sehr in seinem Denken beeinflusst habe und ihm hierdurch bewusst geworden sei, „wie klein unsere „Probleme“ im Vergleich zu jenen der damals Verfolgten sind“. Ähnlich sieht es seine Mitschülerin Caroline Hagen, die betont, dass durch den Besuch im Vernichtungslager sowie durch das Gespräch mit der Zeitzeugin das Thema Holocaust sehr gut aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden könne.
Dem Betreuerteam um Schulleiter Löw, das vor Ort dankenswerterweise durch die polnische Kollegin Agnieszka Skura von der Partnerschule in Radomsko unterstützt wurde, war es wichtig, ein ausgeglichenes Fahrtkonzept zu realisieren, das nicht einseitig auf Betroffenheit setzt, sondern historische Fakten reflexiv in das eigene Weltbild integriert. Durch diese Maßgabe sollte genügend Zeit bleiben, die gewonnenen Erfahrungen zu verarbeiten und mit den Pädagogen zu diskutieren. „Der Wert dieser Fahrt“, so Organisator und Politiklehrer Hüfner, „ermisst sich aus der Möglichkeit der Reflexion des Geschehenen angesichts aktueller Entwicklungen, insbesondere Menschenrechtsfragen in der derzeitigen politischen Diskussion.“ „Dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler nebenbei auch Krakau als weltoffene, moderne Stadt kennenlernen durften, die allerdings in einem Land liegt,dessen Demokratisierungsprozess derzeit stockend verläuft, war ein weiteres wichtiges Ziel der Fahrt“, ergänzt Schulleiter Löw, der, ebenso wie Hüfner, vor allem Denkanlässe für die politische Bildung der Polenreisenden schaffen wollte.
Der pädagogische Erfolg der Fahrt motiviert das Organisationsteam bereits zu Planungen für das nächste Schuljahr. „Mit Sicherheit werden wir das lohnende Reiseziel Polen auch im Jahr 2020 nicht aus den Augen verlieren“, verspricht Harald Knieriemen, der die Kontakte ins Nachbarland bereits im Jahre 2000 initiierte. Dass sich genügend interessierte Schülerinnen und Schüler finden werden, steht bei den zahlreichen positiven Rückmeldungen wohl außer Frage, denn – so Teilnehmer Daniel Malincsan – haben „auch die entspannten Abende dazu beigetragen, dass sich aus Schülerinnen und Schülern zweier Oberstufenjahrgänge eine tolle Gemeinschaft gebildet hat“.